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Neubau der Chemie

Foto: Markus Farnung
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Allgemein

Im Wintersemester 2014/15 hat der Fachbereich Chemie auf den Marburger Lahnbergen einen Neubau für Forschung und Lehre bezogen. Insgesamt 22 Arbeitsgruppen sowie mehr als 700 Studierende forschen und studieren seither in den Laboren und Seminarräumen des rund 17.000 Quadratmeter Nutzfläche fassenden Gebäudes. Realisiert wurde das Projekt aus den Mitteln des Hessischen Hochschulbauprogramms HEUREKA. Die Gesamtbaukosten betrugen rund 114 Millionen Euro.

Architektur

Im Jahr 2008 wurde ein Architektenwettbewerb ausgelobt, den die Münchener Architekten Schuster, Pechtold, Schmidt für sich entscheiden konnten. Vor allem das ausgeklügelte Raumprogramm mit seiner sehr guten Erschließung sowie die hohe architektonische Qualität der Räume überzeugten die Jury unter Vorsitz des Zürcher Architekten Carl Fingerhuth.  

Die Architekten haben einen Gebäudekomplex entwickelt, der auf vier Geschossen Praktikumsräume, Laboratorien und eine gemeinsame Infrastruktur intelligent verzahnt. Der Neubau, der sich in Nord-Südrichtung entlang einer Allee erstreckt, besteht aus drei Bauteilen: Während die Praktikumsräume einen lang gestreckten Gebäuderiegel einnehmen, wurden die Laboratorien in zwei U-förmigen Baukörpern untergebracht, die zwei begrünte Innenhöfe umschließen.

Ein Kernelement des Entwurfs ist eine rund 160 Meter lange Halle, die das gesamte Gebäude durchzieht. „Unsere Leitidee war, eine kommunikative Mitte zu schaffen, wo die Bereiche Forschung und Lehre zusammenkommen, wo hunderte Studenten und Lehrende sich treffen und austauschen können“, erläutert Architekt Roland Schmidt das Konzept. Insofern stellt die drei-geschossige Halle gleichsam das vitale Rückgrat des Neubaus dar: Hier können alltägliche kleine Begegnungen ebenso stattfinden wie große Veranstaltungen. Außerdem sorgen die Treppen, Aufzüge und Brücken der Halle für kurze Wege zwischen den Arbeitsgruppen. Die strenge, horizontale Gliederung des Gebäudes wird durch zwei ellipsenförmige Seminarhäuser aufgebrochen, die in die Innenhöfe ragen. Sie werden für Lehrveranstaltungen und Sitzungen der Arbeitsgruppen genutzt.

Eine weitere Besonderheit des Neubaus sind die modular aufgebauten Forschungstrakte mit ihrem, so lobte die Jury, "innovativen Laborkonzept": Neben den obligatorischen Laboratorien mit Nassarbeitsplätzen stehen den Studierenden und Wissenschaftlern in Marburg künftig auch durch eine Glaswand abgeschlossene Bürobereiche zur Verfügung, in denen die Ergebnisse der Versuche ausgewertet werden. Komplettiert wird das Raumprogramm durch Sonderräume, wie Chemikalienlager. Typisch für die Marburger Chemie ist die fächerübergreifende Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Arbeitsgebieten. Dies spiegelt sich auch in einer gemeinsamen Nutzung der Infrastruktur bei zentralen Einrichtungen. Großgeräte wie Magnetresonanz- oder Massenspektrometer sind nicht einzelnen Arbeitsgruppen zugeordnet, sondern werden von allen genutzt.

Fruchtbare Bedingungen findet der Fachbereich nicht nur im eigenen neuen Haus: Eingebettet in den sich entwickelnden natur- und lebenswissenschaftlichen „Campus Lahnberge“ arbeiten die Wissenschaftler in räumlicher Nähe zu anderen forschungsstarken Einrichtungen der Universität.

Hintergrund

Bis zum Umzug in den Neubau war der Fachbereich in einem Gebäude des Marburger Bausystems aus den 1960er Jahren untergebracht. Da dieses nach mehr als vierzigjähriger Nutzung dringend sanierungsbedürftig und zudem energetisch äußerst ungünstig  war, stellte die die Universität bereits Anfang der 2000er Jahre Überlegungen zur baulichen Zukunft der Chemie an. Eine 2008 in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie ergab, dass eine Sanierung der Systembauten, darunter auch des Chemiegebäudes, nicht wirtschaftlich wäre. Hinzu kam, dass man das Gebäude im Falle der Sanierung bis auf Rohbauniveau hätte zurückbauen müssen, um es dann – bei laufendem Forschungs- und Lehrbetrieb – wieder neu aufzubauen. Doch nicht nur wirtschaftliche Überlegungen sprachen gegen die Sanierung des maroden Bestandsgebäudes: Viele chemische Experimente können nur in Räumen mit Klimakonstanz durchgeführt werden – wie es dies nur ein Neubau ermöglicht. Vor diesem Hintergrund entschloss sich die Universität, für den Fachbereich ein neues hochfunktionalisiertes Gebäude zu errichten.

Daten

  • Bauherr: Land Hessen vertreten durch das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst und das Hessische Ministerium der Finanzen
  • Nutzer: Philipps-Universität Marburg
  • Baubeginn: Juli 2010
  • Fertigstellung: Dezember 2014
  • Baukosten: 113,6 Millionen Euro
  • Projektleitung: Hessisches Baumanagement RNL Mitte, Standort Marburg
  • Projektsteuerung: SPM Stein Projektmanagement
  • Planung / Bauleitung: Schuster Pechtold Schmidt Architekten, München