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Rektoratsmantel und Barrett
Nachdem der Rektor der Universität Marburg mit Blick auf andere preußische Universitäten schmerzlich das Fehlen einer festlichen Amtstracht festgestellt hatte, beantragte der Kurator 1903 beim zuständigen Minister eine solche. Mit Erlass vom 2. November 1903 verlieh Kaiser Wilhelm II. dem Rektor das Recht, "bei feierlichen Gelegenheiten die für die Rektoren an den übrigen Universitäten eingeführte Amtstracht anzulegen. Diese Amtstracht besteht aus einem langen, goldgestickten Mantel von purpurfarbenem Samt und einem runden Barrett von demselben Stoff in derselben Farbe. Der Mantel ist über dem üblichen, unverändert – also auch mit der Kette nebst Medaillon – beizubehaltenden Anzuge zu tragen". Die Amtstracht wurde schließlich 1904 von der Firma Kruse und Möller in Kiel beschafft, der Kaufpreis über 2337 Mark und 50 Pfennige von der Universitätskasse beglichen.
Im April 1911 wurde auch den vier Fakultäten der Universität durch den Kaiser das Recht verliehen, bei feierlichen Gelegenheiten eine Amtstracht anzulegen. Sie durfte von den ordentlichen Professoren, den ordentlichen Honorarprofessoren und den außerordentlichen Professoren ohne Unterscheidung der Rangstufen getragen werden und bestand aus einem in Brusthöhe geschlossenen Talar und einem Barett nach Heidelberger Muster (sog. Leonardo da Vinci-Barrett). Für die Fakultäten galten unterschiedliche Farben: Violett für die Theologische, Purpur für die Juristische, Scharlachrot für die Medizinische und Dunkelblau für die Philosophische Fakultät. Während der Talar des Dekans ganz in der jeweiligen Fakultätsfarbe gehalten war, wurde ansonsten der schwarze Professorentalar mit der jeweiligen Farbe der Fakultät geschmückt. 1912 erhielten schließlich auch die Privatdozenten die Genehmigung, einen schwarzen Talar ohne Farbe und ein Barrett in der Fakultätsfarbe zu tragen.
Dr. Steffen Arndt
Quellen: Universitätsarchiv Best. 305a Acc. 1950/9 Nr. 599, 511 und Best. 310 Acc. 1951/6 Nr. 144.
Literatur.: C. GRAEPLER, Imagines professorum academiae Marburgensis (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen 36), Marburg 1977, S. XXXIII.