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Jürgen Griego unterstützt den Botanischen Garten der Philipps-Universität – als Spender und passionierter Orchideenzüchter
Erlebt man Jürgen Griego zuhause, in seinem eigenen Gewächshaus in Wetter, dann wird schnell klar: Der Mann ist ganz in seinem Element. Der Arzt, Naturschützer und passionierte Orchideenliebhaber unterstützt den Botanischen Garten im Rahmen der laufenden Spendenkampagne und engagiert sich zudem für die Kultivierung heimischer Orchideen.
Eigentlich wollte Griego ursprünglich mal Gärtner werden. Aufgewachsen in Essen, hatte er sich schon als Grundschüler für die Natur begeistert, bestäubte mit dem Pinsel eigenhändig Tulpen im elterlichen Garten. Dass er heute als Allgemeinarzt praktiziert, liegt – Ironie des Schicksals – zumindest teilweise an den Tücken der Natur: „Nach der Schule arbeitete ich bei einem Gärtner und gleich nach dem ersten intensiven Rasenmähen landete ich in der Notaufnahme“, erzählt der Mittsechziger. Grund war eine Graspollenallergie. „Das war ziemlich heftig und schnell war klar: Ein grüner Beruf wird nicht möglich sein.“
Dieser Traum war geplatzt, doch seine gesundheitlichen Probleme führten Griego ins Gesundheitswesen. „In gewisser Weise war das auch der Wunsch, mir selbst zu helfen“, bekennt er. Er machte eine Ausbildung zum Krankenpfleger, arbeitete auch einige Jahre in dem Beruf. „Ich dachte mir damals: Irgendwie muss es noch weitergehen.“ Er holte auf dem zweiten Bildungsweg das Abitur nach, studierte schließlich in Gießen und Marburg Medizin.
Wie kam er ausgerechnet zu Orchideen? „Das lag zum Teil natürlich an meiner ausgeprägten Pollenallergie“ erklärt er lachend. „Orchideen haben den Vorteil, dass sie keine frei fliegenden Pollen besitzen.“ Den ersten Kontakt mit der Pflanzenfamilie hatte er Anfang der 1980er Jahre. „Ich kaufte mir eher zufällig ein Büchlein über Orchideen und gleich beim ersten Spaziergang entdeckte ich zwei heimische Arten, die darin beschrieben waren. Das war toll!“
Seine Passion hielt auch während der Studienjahre an, führte ihn zu den Naturschutzverbänden BUND und NABU, später zur Biotop-Pflege. Schließlich wurde ihm von der Unteren Naturschutzbehörde bei Biedenkopf die Pflege eines gefährdeten Standorts des Kleinen Knabenkrauts übertragen. Diese heimische Orchideenart wächst in erster Linie auf mageren Böden, die wenig bewirtschaftet werden. Früher war das Knabenkraut sehr häufig, doch durch die Intensivierung der Landwirtschaft und eine zunehmende Bewaldung gingen immer mehr Standorte verloren.
„Wenn man sieht, dass Arten verschwinden, dann überlegt man sich, was man tun kann, um die Pflanzen wieder anzusiedeln“, sagt Griego. Die Anregung, Orchideen selbst zu kultivieren, kam von dem Biologen Stefan Brunzel. „Damals fingen wir an, in meinen Praxisräumen über Wasserdampf Samen auszusäen.“ Durch diese Initiative kam er in Kontakt mit Andreas Titze, dem Leiter des Botanischen Gartens. „Bei ihm habe ich dann wirklich offene Türen eingerannt“, erzählt Griego, „er sagte sofort: ‚Klar, da machen wir mit!‘“
Als der Botanische Garten vor einigen Jahren in Gefahr war, schließen zu müssen, habe er „wirklich gezittert“, erinnert sich der Arzt. „Das Areal und auch die Grüne Schule des Botanischen Gartens sind einfach großartig. Aber für mich steht in erster Linie der Erhalt von Biodiversität und auch seltenen Arten im Vordergrund.“ Daher spenden der Pflanzenfreund und seine Frau Claudia gerne für die Sanierung der energetisch problematischen Gewächshäuser aus den 1970er Jahren.
„Bei der Orchideenzucht ist mein Part, die Pflanzen auszusäen, sie zu hegen und dann in Substrat zu bringen“, erzählt der Mediziner. Sobald die Orchideen in Töpfen sind, übergibt er sie an Heiko Moog. Der Gärtnermeister des Botanischen Gartens kultiviert sie dann weiter – eine Kunst, die viel Know-How verlangt: Galten Erdorchideen bis vor kurzem doch noch als nicht kultivierbar und nicht züchtbar.
Aber nicht nur im Botanischen Garten arbeiten Moog und Griego Hand in Hand: In Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde siedeln sie Orchideen an bestimmten Standorten wieder aus. „Es ist toll, dass man hier im Kreis immer wieder Anknüpfungspunkte findet, die man für den Naturschutz nutzen kann“ sagt Griego. So konnten er und Moog einen Viehzüchter dafür gewinnen, einen Orchideenstandort erst nach der Blüte abweiden zu lassen. Eine wichtige Voraussetzung für das Gelingen der Aussaat, da die Orchideen für die Samenreifung mindestens zwei Monate in Blüte stehen müssen. Wird der Standort zu früh gemäht oder abgegrast, können sich die Pflanzen nicht mehr reproduzieren. Dies bedeutet das Ende der Population.
Ob die Kultivierung auf beweideten Flächen Erfolg hat, ist noch offen. „Erste Ergebnisse deuten darauf hin, dass es funktionieren könnte“ sagt Griego. „Aber das wird sich erst in einigen Jahren zeigen.“ Eins braucht ein Orchideenzüchter mit Gewissheit: Geduld. Im Frühjahr hat der Pflanzenfreund zwei Albinopflanzen gekreuzt, ihre Samen nach dem Ausreifen gesammelt und wieder ausgesät. Wie die Nachkommen aussehen, wird man in zwei Jahren wissen.
Text: Ellen Thun
Der Beitrag war im Marburger Unijournal Nr. 64 vom Herbst 2021 abgedruckt. Das komplette Heft finden Sie hier.